Müller Martini Areal

Vorprojekt 2001

Müller Martini Areal

Das Müller-Martini-Areal liegt an einer städtebaulichen Bruchstelle, die einerseits durch das Bahnviadukt nach Wipkingen, anderseits durch die Hardstrasse gebildet wird. In diesem Gebiet finden sich Versatzstücke sowohl des vorderen Kreis 5 mit seiner Hofrandstruktur als auch dem industriellen hinteren Kreis 5.

Am Bahnviadukt wechselt die Baustruktur vom klassischen (an dieser Stelle vor allem genossenschaftlichen) Blockrand zu einer grossmassstäblicheren Industriearchitektur. Die Neuplanungen auf den Industriearealen (Steinfels, Escher-Wyss, Maag, Schöller, Hardturm-Stadion) orientieren sich fast ausnahmslos an dieser gröberen Struktur. Die Volumetrie der Gebäudekörper ist heterogen, eine einheitliche Traufhöhe existiert nicht: Man findet Hochhäuser, “Wolkenbügel” und achtgeschossige (Arealüberbauungs-)Volumen neben “normalen” sechsgeschossigen Häusern.

Rund um das Müller-Martini-Areal findet sich eine Anhäufung von grossen Baukörpern: Richtung Stadtzentrum der monumentale Bahnviadukt, im Süden der Komplex der Kehrrichtverbrennungsanlage und stadtauswärts die neue Überbauung West-Side mit ihren bis zu dreissig Meter hohen Gebäuden. In Zukunft werden noch (wohl ebenfalls grossmassstäbliche) Schulgebäude der Stadt und des Kantons dazukommen; eine doppelte Dreifachturnhalle ist Teil des Planungsprozesses auf dem Müller-Martini-Areal.

 

Diese Nachbarschaft hat zum Entscheid geführt, die Neuüberbauung des Müller-Martini-Areals der gröberen Masstäblichkeit der Industrien und der neuen Planungen anzupassen. Der Übergang vom Kreis 5 der Blockränder zum “neuen” Kreis 5 soll dabei durch eine Dreiergruppe von vierzig Meter hohen Häusern noch akzentuiert werden. Diese Hochhäuser reihen sich ein in einen Kranz von bereits bestehenden, ähnlich hohen Gebäuden entlang des Bahnviadukts. (Silos der Swissmill, Wohnhaus Otto-/Röntgenstrasse, Kehrrichtverbrennungsanlage, Wohnhäuser zwischen Neu-Gasse und Gleisfeld).

 

Die alte Halle von 1920 bestimmt die Anordnung der neuen Gebäudekörper auf dem Areal wesentlich. Auf insgesamt vier Baufeldern gruppieren sich, zueinander in einem Spannungsverhältnis stehende, autonome Gebäudekörper. Die vier Häuser können in Etappen realisiert werden und auch später einzeln bewirtschaft (und somit verkauft) werden.

An der Josefstrasse schirmt ein längs zur Strasse stehendes Bürohaus die restliche Überbauung vor den Immissionen der Verbrennungsanlage ab. Die restlichen Gebäude stehen quer zu den Quartierachsen Heinrich- und Josefstrasse und ermöglichen so eine optimale (Ost/West-) Orientierung der Wohnungen. Damit wird auch ein Hauptmerkmal der ortsüblichen Strassenstruktur aufgenommen: Stichstrassen, die im rechten Winkel von den Hauptachsen wegführen, schaffen immer wieder überraschende Bezüge in die Tiefe der Grundstücke. Durch diese Öffnung des Areals, die vor allem an der Heinrichstrasse durch eine rhythmische Anordnung der Gebäude zusätzlich inszeniert wird, wird die alte Halle freigespielt und als (halb-)öffentlicher Ort so erst brauchbar. Die arealinternen Aussenräume sollen einladend sein und Offenheit signalisieren; sie unterscheiden sich aber gegenüber den Strassenräumen durch ihre intimere Ausgestaltung und durch deutlich andere Raumproportionen. Dieser Unterschied wird durch die angrenzende Erdgeschoss-Nutzung unterstrichen: Direkt an der Heinrichstrasse sowie an den Kopfenden (und im Inneren) der alten Halle sind Läden, Restaurants oder Clubs denkbar, entlang der Gassen zwischen Heinrich- und Josefstrasse besteht Raum für Ateliers, Hobbyräume (als Ergänzung zur Wohnnutzung) und kleinere Büros. Auch die Wohnungen werden – im Gegensatz zu den Büros, die direkt von den umliegenden Strassen erschlossen werden – über grosszügige Entrées von diesem Hofraum erschlossen.

Die Volumetrie der Gebäude wird auf drei Höhen gestaffelt: Ein zwei- bis dreigeschossiger Sockel nimmt Bezug auf die Halle, umliegende Hinterhofgebäude und das Sockelgebäude im angrenzenden West-Side; Die länglichen Gebäudekörper A, C und E sind zwischen zwanzig und 25 Meter hoch; daraus ragen die drei vierzig Meter hohen Türme empor.